Direkt zum Hauptbereich

Interview: Einblick in die Schaffenswelt einer Autorin


Hallo und Willkommen. Magst du dich vielleicht erst einmal vorstellen? Was gibt es zu deiner Person zu erzählen?


Ich bin Daniela und schreibe unter dem Pseudonym Schneeregen.
Früher habe ich online unter RainyYuki geschrieben. Als das mit dem Schreiben ernsthafter wurde, wollte ich gerne ein deutsches Pseudonym haben.
Da Rainy auf englisch regnerisch bdeutet und Yuki auf japanisch Schnee, wude dann daraus Schneeregen. Eigentlich mag ich keinen Schneeregen, lieber Schnee im Winter oder Regen im Sommer.
Ich studiere etwas mit Physik, was eigentlich überhaupt nichts mit Schreiben zu tun hat. Die einzige Verbindung zwischen meinem Hobby und meinem Studium ist die Kreativität. Für Physik muss man manchmal um die Ecke denken.


Wie lange schreibst du schon und wie bist du auf das Schreiben gekommen?

Ich schreibe seit über zehn Jahren. Genau kann ich das gar nicht sagen, da zwischen Schreibphasen oft lange Pausen von mehreren Jahren lagen. Meine ersten Ambitionen hatte ich mit elf.

Wobei die meiste Weiterentwicklung in den letzten vier Jahren statt gefunden hat. Ich habe das Schreiben lange als Nebenhobby gesehen und war damit zufrieden, dass es mir einfach lag. Ich habe das geschrieben, worauf ich Lust hatte, ohne mir weitere Gedanken darüber zu machen.

Dann habe ich angefangen regelmäßiger und mit einem Ziel zu schreiben,
mich in verschiedenen Genres und in verschiedenen Stilen auszuprobieren.
Ich habe immer noch sehr viel zu lernen und bin sicher, dass sich mein Stil ständig ändern wird. Aber ich glaube, dass ich in letzter Zeit doch sehr viel weiter gekommen bin, als in den Jahren davor.

Aufs Schreiben bin ich durch unterschiedliche Dinge gekommen. Ich wollte immer meine Liebe für das Schreiben nutzen, um ein Buch zu veröffentlichen, weil das so ein Traum in unserer Gesellschaft geworden ist. Da ich aber nie das Durchhaltevermögen hatte, bin ich eher durch Rollenspiele ans Schreiben gekommen.

Dass ich nun regelmäßig schreibe habe ich den Möglichkeiten der Internetcommunity zu verdanken. Die Möglichkeit zu haben, seine Texte sofort zu teilen, sich darüber auszutauschen, das motiviert ungemein
und brachte mich dazu neben meinem stillen Schreiben auch Texte zu verfassen, an denen ich mich ausprobieren und zu denen ich direkt Feedback bekommen konnte. Auch wenn es davon nicht besonders viel gab.


Was ist für dich das Schönste am Schreiben?


Das Schönste am Schreiben ist für mich am Ende den fertigen Text in der Hand zu halten, ihn zu lesen und den gleichen Film zu sehen, den man beim Schreiben im Kopf hatte. Oder noch besser: Einen anderen Film zu sehen, der einem noch besser gefällt, ohne über Formulierungen zu stolpern. Bis dahin ist es aber meistens ein langer Weg.


Gibt es auch Momente, in denen dir das Schreiben schwer fällt?
Was für Momente sind das?



Wenn ich sehr viel Stress habe und lange nicht zum Schreiben komme,
dann entsteht zwischen mir und dem Text eine Barriere, die ich nur schwer überwinden kann. Ich finde den Anschluss nicht mehr.
Dann kommen auch die Selbstzweifel wieder und man braucht sehr viel Überwindung, um dann doch weiter zu schreiben.

Manchmal kommt diese Barriere aber auch schon bei Szenen, die mir nicht liegen. Dann hangele ich mich von Wort zu Wort, anstatt in einen Schreibfluss zu kommen. Zu solchen Szene gehören vor allem romantische Szenen und Szenen mit Charakteren, in die ich mich noch nicht vollständig einarbeiten konnte.


Woher nimmst du deine Ideen? Was inspiriert dich?


Am Meisten inspiriert mich Musik. Wenn ich ein Lied höre, habe ich oft sofort eine Assoziation im Kopf. Lieder können mich an bestimmte Charaktere, aber auch Situationen erinnern. Deshalb gehört jedes Lied, das ich gerne höre, meistens zu einer bestimmten Geschichte.

Ich habe eine Playlist von inspirierenden Lieder, die ich fast immer höre.
Die Ideen, die ich daraus ziehe, haben selten etwas konkretes mit den Liedern oder dem Songtext selbst zu tun.
Mehr helfen sie mir, mich in einen Zustand zu versetzen, indem ich anfange zu Träumen und Gedanken weiter zu spinnen. Dann fange ich an Ideen zusammen zusetzten. Manchmal höre ich sogar stundenlang nur ein Lied.

Die Lieder sind dabei aus den Unterschiedlichsten Musikrichtungen, meistens Indierock, Soundtracks und elektronische Musik. Einen Lieblingskünstler habe ich nicht, aber zur Zeit finden sich in meiner Playlist unter anderem Lieder von Ed Sheeran, Ellie Goulding, Bastille, den Donots, Glitch Mob, alt-J, Woodkid, Bombay Bicycle Club, Phoenix und verschiedene Soundtracks.

Aber generell alle Medien, die Geschichten erzählen sind eine Inspiration.
Wenn ich Filme oder Serien schaue, Spiele spiele oder Bücher lese versetzen sie mich immer in eine kreative Phase, in der ich nichts anderes möchte, als zu schreiben. Das mache ich allerdings nie. Ich nutze diese Phase lieber, um Ideen zu finden.

Letzte große Inspirationsquelle ist natürlich das Leben an sich.
Die Art wie Menschen miteinander umgehen, Dinge, die ich mit meinen Freunden mache. Das möchte ich natürlich auch in Geschichten unterbringen.
Nicht alle Ideen davon schaffen es schlussendlich in einen Text. Dafür schreibe ich viel zu wenig. Aber manche Situationen wären es wert, festgehalten zu werden.



Wie gehst du vor, wenn du eine Geschichte/ein Kapitel schreibst?
Munter drauf los, oder gibt es einen vorgefassten Plan?


Wenn ich an einer Geschichte arbeite, kenne ich meistens nur grob den Verlauf und habe eine Idee für das Ende. Von jedem Kapitel, das ich schreibe, weiß ich nur grob den Ablauf der Handlung und womit es enden soll. Wie ich dann dahin komme, entscheidet sich erst beim Schreiben. Ich versuche immer zu planen, aber ohne die konkrete Interaktion der Charaktere, schaffe ich das nie.
Mein Plan ändert sich beim Schreiben auch dauernd. Deshalb gehöre ich zu den berüchtigten „Drauf-los-Schreibern“.
Ich bewundere Menschen, die alles planen können.


Legst du gerne Nachtschichten ein? Was ist deine liebste Zeit zum Schreiben?


In letzter Zeit fange ich leider immer erst gegen 23 Uhr mit dem Schreiben an, was dazu führt, dass es meistens spät wird. Eigentlich habe ich keine feste Zeit, um zu schreiben. Das Wichtigste ist, dass man viel Zeit hat und einen ruhigen Ort. Da ist die Uhrzeit weniger entscheidend. Ich schreibe meistens in der Uni oder in Bahnen und die beiden Orte hat man meistens nur am Tag.


Wie lange muss eine Geschichte bei dir fertig sein, bevor Andere sie lesen dürfen?


Kaum bin ich fertig mit einer Geschichte, will ich sie teilen. Es fällt mir unglaublich schwer dann eine Woche zu warten, bis sie überarbeitet ist und ich sie hochladen kann. Aber bevor ich sie jemanden zum Überarbeiten gebe, lese ich immer selbst noch einmal drüber. Manchmal macht man sehr dumme Fehler.
Manchmal schreibe ich sie statt sich oder umgekehrt oder vergesse ganze Wörter in Sätzen. Das muss man niemandem zumuten.

Was denkst du, wenn du deine frühen Werke liest?


„Ich war ein Kind.“ Ich habe damals einfach so geschrieben, wie es mir eingefallen ist. Dazu gehören die üblichen Anfängerfehler wie viel zu schnelle Wendungen und 3 Zeilen-Dialoge. Die Ideen dahinter begeistern mich auch heute noch, aber die Umsetzung ließ oft zu wünschen übrig.

Allerdings habe ich nie das Bedürfnis die Texte ändern zu wollen, denn sie sind aus ihrer Zeit heraus entstanden. Ich habe öfter Kapitel neu geschrieben, als abgeändert. Manche Geschichten gehören so oder sind einfach nicht mehr zu retten.


In welchen Genres schreibst du? Hast du ein Lieblingsgenre?


Wenn ich etwas anfassse, dann endet es meistens in Fantasy. In letzter Zeit oft in Urban Fantasy, da es für mich mehr Freiheiten als die klassische Fantassy bietet.
Bei klassischer Fantasy hat der Leser oft eine Erwartungshaltung nach Epik und Abenteuern. In Urban Fantasy kann ich meine Liebe für Situationskomik und simple Action besser einfließen lassen. Generell würde ich sagen, mein Liebingssgenre ist jede Form von alternativer Fantasy mit einer Prise Humor.

Was wäre das letzte Genre, an dem du dich versuchen wollen würdest?
Also was würdest du nie anfassen?


Ich würde niemals Familiendramen schreiben. Das Leben ist schon hart genug. Alle schlechten Dinge des Lebens auf Papier zu bringen, reizt mich überhaupt nicht. Dramatische Handlungen zu erzählen ist die eine Sache, eine komplette Geschichte nur auf Elend und Enttäuschungen aufzubauen eine Andere. Dafür bin ich nicht der Typ.

Wenn du Bücher liest, haben diese das gleiche Genre, wie deine Geschichten?


Meistens ja. Ich schreibe, was ich am liebsten lesen würde. Meine Geschichten sind allerdings kein Abbild, der Bücher die ich gerne lese. Eher lese ich Bücher, die in ähnlicher Art an Geschichten herangehen, wie ich es auch machen würde.
Dabei haben die Bücher aber so viele einzigartige Ideen, die ich nie haben werde.

Ich lasse mich aber auch gerne von Büchern überzeugen, die nicht direkt etwas mit Fantasy zu tun haben. Solange sie gut umgesetzt sind.


Hast du schon einmal eines deiner Werke veröffentlicht? Oder hast du das noch irgendwann vor?


Ich habe die Kurzgeschichte „Erinnerungen an den Clan der Drachen“ in der Eragon-Anthologie bei cbj veröffentlicht. Eigentlich wollte ich nur ein Buchpaket gewinnen und mir gleichzeitig selbst eine Herausforderung stellen:
Erstens eine Kurzgeschichte zu schreiben und zweitens das innerhalb von zwei Wochen. Über die Zeitspanne lache ich heute. Statt dem Buchpaket gab es dann die Geschichte in der Anthologie abgedruckt, was mich sehr überrascht hat.

Seitdem habe ich es nicht geschafft an Schreibwettbewerben teilzunehmen.
Nur für die Yukon habe ich zwei Kurzgeschichten („Fauler Zauber“ und „Spiegelstadt“) für die Shortstorybücher geschrieben. Diese wurden auf der Con verkauft.

Momentan bin ich dabei zu versuchen „Mit Liebe und viel Alkohol gegen Dämonen und andere böse Wesen“ neben der Veröffentlichung auf verschiedenen Seiten wie hier auf animexx oder fanfiktion.de, auch so als ebook und jetzt auch als Printbuch verfügbar zu machen.

Auch wenn die einfachste Form wäre, dabei über Amazon zu gehen, ich will ihre Firmenpolitik nicht unterstützen. Ich habe die Geschichte zur freien Verfügung geschrieben. Jetzt daraus Profit zu schlagen, kommt mir falsch vor. So bleibt es nur ein kleines Projekt, mit dem ich eigentlich nur Lesern eine Freude machen möchte.

Nebenbei arbeite ich jedoch an einem Roman, mit dem ich später dann doch zu einem Verlag gehen möchte. Leider komme ich dabei mit dem Schreiben nicht richtig voran und das Genre ist auch keines, das sich gut verkaufen würde.
Es ist klassische Fantasy, aber mit meinen Eigenheiten.

Sollte ich meinen Traum der Veröffentlichung dann doch irgendwann erfüllen wollen, kann ich ja immernoch einen paranormalen, erotischen Roman schreiben oder generell etwas Kitschiges für Frauen. Das verkauft sich immer.


Gibt es eine Geschichte, einen Text, der dir besonders am Herzen liegt? Wenn ja: Warum?


Mein Roman liegt mir sehr am Herzen. Ich arbeite seit über zehn Jahren daran, weil sich andauernd etwas ändert. Ich sage gerne, die Geschichte hat mehr Plotänderungen als Plotwendungen erfahren.
Aber auf den Prozess zurück blicken zu können, ist jedes Mal schön.
Man kann auch sehr gut darüber lachen, was für doofe Ideen man hatte und diese wirklich umsetzten wollte.

Auch die Charaktere sind mir alle sehr ans Herz gewachsen, weil ich sehr viel Zeit hatte mich mit ihren Eigenheiten auseinander zu setzen. Der Roman ist ein Riesenprojekt, in den ich alles packen möchte, was mir bei Geschichten wichtig ist.


Möchtest du sonst noch etwas loswerden?


Ich habe in der Zeit, in der ich schreibe schon so viel dazu gelernt. Durch das Schreiben selbst, durch den Austausch und durch meine freiwillige Arbeit bei einem Literaturmagazin. Besonders habe ich aber sehr viel Mut und Motivation durch diesen Zirkel bekommen. Danke dafür.
Ihr seid klasse!


Das Interview entstand im Rahmen des Zirkels „Feedback-Club“ auf animexx. Zur Einheitlichkeit wurde das Interview teils gekürzt und ergänzt. Vielen Dank für die Erlaubnis es auf meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dämonen und so - Kapitel 20

Kompromisse „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte Ina mit verschränkten Armen vom Rücksitz aus, als Martin auf die Autobahn auffuhr. „An die Nordsee“, war die einzige Auskunft, die sie von ihm bekam. Genug Grund also nachzuhaken: „Was hat das denn nun mit Emil zu tun? Und warum fahren wir dahin?“ Diesmal antwortete Sonia ihr und Ina merkte, dass sie kurz überlegen musste: „Weißt du, das ist wirklich eine sehr ernste Angelegenheit und es ist besser, wenn du nicht zu viel weißt.“ „Und warum nehmt ihr mich dann mit?“ „Weil Martin darauf bestanden hat und gesagt hat: ohne Ina fahren wir nicht Emil retten“, erwiderte Sonia ohne mit der Wimper zu zucken und Martin ließ es deshalb einfach so stehen, da es für Ina eine hinreichende Erklärung war. „Woher wisst ihr überhaupt, dass Emil in Gefahr ist?“ „Er hat ne Email geschrieben“, hüstelte Martin. „Warum sollte er eine Email ...?“, warf Ina ein, bis sie sich des Wortspiels bewusst wurde und nur trocken lachte. „So glei

Neue böse Wesen und so - Kapitel 25

Außer Kontrolle Kaum war Emil den Schritt nach draußen getreten, stieß ihm die kalte und klare Luft entgegen. Sie kühlte seinen Kopf und ließ ihn durchatmen. Es tat gut der stickigen Luft des Clubs entkommen zu sein. Hier draußen standen einige Raucher und unterhielten sich. Emil ging an ihnen vorbei und suchte sich einen Platz etwas weiter abseits. Er lehnte den Rücken gegen die Häuserwand und starrte einige Sekunden auf die Lichter der Straße. Seine Ohren dröhnten noch von der lauten Musik. Doch hier draußen schien plötzlich alles so leise, wie gedämpft drang das Geräusch der vorbeifahrenden Autos an seine Ohren. Sein Getränk hatte er immer noch in der Hand. Emil schwenkte die Flüssigkeit etwas, bevor er einen tiefen Schluck nahm. Als würde der Alkohol direkt wirken, beruhigte ihn der Schluck und er merkte, wie Ruhe in ihm einkehrte. Er war einfach nicht für Parties gemacht. Es war ja ganz witzig gewesen, er hatte mit den Leuten gescherzt und auch Ina war gar nicht so übel, wie er g

Dämonen und so - Kapitel 23

Naja, vielleicht nicht ganz Am Liebsten wäre Emil sofort zur Tür zurück ins Haus spaziert, doch diese war zugefallen. Doch es musste einen Weg hinein geben, Sonia, Martin und sogar Ina waren hinein gekommen. Emil fand des Rätsels Lösung bei einem Fenster, das offen stand. Er kletterte hindurch und eilte  zurück ins Wohnzimmer. Er glaubte die Anspannung würde ihn zerreißen, so sehr fürchtete er das, was ihn dort erwartete, doch es ließ ihn nicht stoppen noch umkehren. Er hörte die Stimmen, Rufe und das Gepolter, seit er ins Haus gekommen war. Das konnte nichts  Gutes verheißen. Als er im Türrahmen stand , bestätigte dies die Szene, die sich ihm bot. Lilan war mit dem Mann in einem Kampf verwickelt. Sie konnte sich aber kaum noch bewegen, da er sie mit den Knie auf den Boden drücke. Erschöpft gab sie den Kampf auf und schnappte keuchend nach Luft. Sonia hatte hingegen noch genug Luft. Sie schrie Marie wüste Beschimpfungen entgegen und beleidigte Martin aufs Übelste. Dieser versu