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Spiegelstadt

Mein Kopf schlug durch die Wasseroberfläche. Dann folgte mein Körper. Das eiskalte Wasser ließ mir augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren.
Die Fluten rissen mich mit sich und machten mich vollständig orientierungslos. Ich hatte keine Kontrolle mehr. Die Luft in meinen Lungen schwand mit jeder Sekunde und mein Körper befahl mir zu atmen. Doch ich durfte nicht.
Dann sah ich sie. Einige Meter über mir. Die Wasseroberfläche.
Ich wollte hoch schwimmen, doch es gelang mir nicht. Ich kam keinen Zentimeter voran; ich wurde mir jeder Sekunde schwächer. Meine Lungen hielten es nicht mehr aus. Ich schluckte Wasser. Ein brennender Schmerz zog meine Brust zusammen. Dabei war die Rettung doch so nahe.

Langsam verschwand der Schmerz und ich sah das Licht, wie es schwach wie durch einen dünnen Vorhang fiel. Dahinter konnte ich ungewöhnlich klar die Umrisse der Stadt erkennen. Über mir ragten weiße Wände empor und verloren sich im Himmel. Ein Wechselspiel von Licht und Schatten tanzte vor meinen Augen. Niemand würde mir jetzt noch helfen können. Ich würde hier sterben. Ich schloss meine Augen und das immer mehr verschwimmende Bild verschwand.
Dann packte plötzlich etwas meinen Arm. Sofort riss ich die Augen wieder auf. Wasser streifte mein Gesicht. Ich wurde hochgezogen.
Dann tauchte mein Kopf wieder auf. Ich begann zu husten und das Wasser auszuspucken. Das Licht blendete mich. Meine Arme und Beine spürten wieder festen Boden unter sich und das Wasser aus meinen Lungen ergoss sich auf dem Stein.
Ich war am Ufer. Als ich auf sah, erkannte ich in einiger Entfernung von mir eine Gestalt, die auf dem Flusses zu stehen schien. Sie stand auf einem Bein und sah zu mir hinüber. Der Husten setzte wieder ein. Keuchend spuckte ich das letzte Wasser aus und gab meinen zitternden Glieder nach. Ich sank auf den Boden, drehte mich auf den Rücken und schloss die Augen.
Alles um mich herum war so still. Ich hörte zunächst nur meinen eigenen Atem. Doch auch nach einiger Zeit bleiben die mir vertrauten Hintergrundgeräusche aus. Keine entfernten Stimmen. Kein Rattern der Karren auf der nahe gelegenen Straße. Ich hörte nicht einmal Vögel oder den Wind.
Ich öffnete die Augen, um sicher zu gehen, dass die Welt noch da war. Sie war es. Der Himmel über mir war grau, wie er schon den ganzen Tag gewesen war und das Licht fiel nur spärlich durch die dicke Wolkendecke. Es konnte nur einige Minuten her sein, dass ich in den Fluss gesprungen war. Dennoch hatte das Sonnenlicht deutlich abgenommen, sodass alles in ein abendliches Dämmerlicht getaucht wurde.
 Zu meiner Rechten drängten sich dreitstöckige Häuser mit ehemals weiß verputzen Fassaden, jetzt grau, mit geschlossenen, dunkelgrünen Fensterläden. Der Putz bröckelte an einigen Stellen ab und entblößte den Backstein darunter.
Mein Rücken und meine Hände spürten den gepflasterten Weg unter mir. Er zog sich den ganzen Fluss entlang und ich konnte von hier aus kein Ende erblicken. Auch in die andere Richtung schien der Fluss endlos.
Ich sah erneut nach oben und versuchte im Gewirr der Häuserdächer einen Kirchturm auszumachen oder irgendetwas anderes, das mir einen Hinweis darauf geben konnte, wo ich mich befand.
Doch nirgends erkannte ich etwas anderes als die sich abwechselnden Dächer, die in dem schwachen Licht glänzten.
Plötzlich hörte ich Schritte. In der Stille lies das Geräusch mich zusammen zucken. Wie konnten sie mich so schnell wieder gefunden haben? Ruckartig hob ich den Kopf und sah das Wesen, das ich vorher auf dem Wasser gesehen hatte nun direkt vor mir stehen. Es trug ein Flickenkleid, das aus den unterschiedlichsten Stoffen zusammen genäht worden war. Jacke und Hose sahen aus, als hätte das Wesen gefundene Stoffreste notdürftig zu einem Kleid verarbeitet. Um die Hüften hatte es die Jacke mit einem Gürtel zusammengebunden, in dem ein Holzschwert steckte.
Als wäre der Anblick nicht schon seltsam genug gewesen wäre, stockte mir beim Anblick des Kopfes der Atem. Das Gesicht war vollständig von einer dunklen Maske verhüllt. Sie zeigte ein lachendes Gesicht, doch die Augenhöhlen waren so tief, dass sie leer schienen. Ein Schauder lief mir über den Rücken.
Das Wesen zog die schlabbrige Mütze vom Kopf und verbeugte sich knicksend.  Ich wich ein Stück zurück, doch es schien mich anzusehen und reichte mir die Hand. Ich erstarrte. Alles mögliche schoss mir durch den Kopf.
Es begann mit dem Arm zu wippen. Ich merkte, dass es ungeduldig wurde und das wollte ich nicht provozieren. Entschlossen nahm ich meinem Mut zusammen und ergriff die Hand.
Es zog mich augenblicklich auf die Beine. Ich stand noch etwas wackelig da, aber meine Beine trugen mich. Dann sprach das Wesen zu mir. Seine Stimme klang rau und blechern. Ich hatte noch nie so eine Stimme gehört und das beunruhigte mich nur noch mehr. „Komm mit“, sagte es.
Zunächst stand ich nur angewurzelt da. Das Wesen legte den Kopf zur einen Seite und starrte mich mit den leeren Höhlen der Maske an.
„Worauf wartest du?“, fragte es spottend. „Auf den Tod?“ Ein höhnisches, blechernes Lachen ertönte irgendwo hinter der Maske und ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen.
„Komm schon!“, rief das Wesen aus und begann damit die Straße entlang Rad zu schlagen.
Meine Beine wollten sich nicht bewegen. Was sollte das hier? Was wollte es?
Das Wesen war nicht real, versuchte ich mir einzureden und beobachtete es dabei wie es weiter Rad schlug und jetzt anfing mit seiner rauen Stimme zu Kichern. Ich war alleine mit ihm.
Nein, ich würde ihm nicht folgen. Ich konnte einfach in die andere Richtung weg rennen. Fliehen. Das Wesen war so beschäftigt, es würde es nicht einmal merken.
Meine Muskeln verkrampften sich und so schnell ich konnte, machte ich kehrt und rannte los.
Das Wesens tauchte aus dem nichts vor mir auf und ließ mein Herz aussetzen. Ich blieb abrupt stehen und starrte direkt auf die schwarze Maske. Mein ganzer Körper zog sich schmerzhaft zusammen, bis nur noch das Rasen meines Pulses übrig blieb.
„Du willst doch nicht schon gehen?“, trällerte es. „Du hast doch noch gar nicht alles gesehen!“
Ich spürte, wie es fest meinen Arm packte und mich ruckartig mit sich zog.
Ich konnte gerade noch einen genaueren Blick auf die Wasseroberfläche des Flusses erhaschen, in dem ich unwirklich klar, die Stadt noch einmal gespiegelt erkennen konnte. Ich meinte darin, etwas erkennen zu können, das sich bewegte. Waren es Menschen?
Bevor ich es genauer betrachten konnte, bog das Wesen abrupt ab und rannte mit mir in eine abzweigende Straße, entlang an weiteren Häuserfassaden. Ihr Griff war so fest, dass ich nicht hoffen konnte, daraus zu entkommen. Mein Herz raste immer noch vor Angst. Was würde mit mir geschehen? Wo war ich hier?
Unter das Geräusch, dass meine Füße verursachten, während ich über das Pflaster stolperte, mischte sich Gemurmel. Hektisch sah ich zu beiden Seiten. Die Fensterläden der Häuser waren geschlossen. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich meinte Augen in den Ritzen zu sehen, die mich anstarrten.
Ich hätte vor Schreck fast aufgeschrien, doch meine Stimme blieb aus. Mein ganzer Körper zitterte schmerzhaft. In diesem Moment wünschte ich mir innig, ich hätte das alles nicht getan. Vielleicht wäre ich dann nie hier gelandet. Vielleicht...
Das Wesen war plötzlich stehen geblieben. Es hatte mich zu einem kleinen, runden Platz zwischen den Häusern geführt. Der Boden war mit dunkelgrauen Steinen gepflastert, die in Kreisform angeordnet waren. Der Kreis war beinahe perfekt. Sogar die Fassaden der Häuser bogen sich, um den Platz herum, sodass keinerlei Ecken mehr darin waren. Endlich ließ mich das Wesen los, entfernte sich einige Schritte von mir und blieb plötzlich mit dem Rücken zu mir stehen. Es zog das Holzschwert aus seinem Gürtel und streckte es vor sich.
Es war abgelenkt. Das war meine Chance. Doch dieses Mal war ich nicht so dumm, mich um zudrehen und versuchen zu rennen. Bedächtig bewegte ich mich langsam rückwärts. Das Wesen legte sich das Schwert an die Schulter und begann damit über den Platz zu marschieren.
Noch einen Schritt weiter zurück.
Das marschieren war in Hüpfen übergegangen. Es war so in seinem Spiel versunken, dass es nicht auf ich achtete.
Zwei weitere Schritte und ich konnte die Häuserwand erreichen. Meine Finger berührten den kalten, schmutzigen Putz.
Das Wesen war so schnell vor mir, dass ich überhaupt nicht realisierte, wie es das geschafft hatte. Es legte den Kopf schief.
„Du kannst nicht gehen“, erklärte es mir. Dieses Mal war kein Lachen dabei, was es nur noch unheimlicher machte. „Ich hab auf dich gewartet.“
Ich deutete auf mich, da ich nicht glaubte, dass mir meine Stimme gehorchen würde. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
„Ja“, säuselte es und beugte sich zu mir vor. Ich drückte mich noch fester an die Wand. So nahe wie es mir war, spürte ich die Kälte, die von ihm ausging und roch das Eisen der Maske. „So jemanden wie dich brauche ich.“ Verzweifelt versuchte ich meine Gesichtsmuskeln still zu halten, doch sie zitterten unaufhörlich.
Zu meiner Erleichterung ließ es von mir ab und stolzierte wieder über den Platz. „Voller Verzweiflung. Ein Kind des Todes.“
Ich hatte keine Ahnung, wovon es redete. Doch dann fing es auch noch wieder an zu kichern und ließ mich augenblicklich erstarren.
„Ich brauche dich“, erklärte es und beugte sich zu der Mitte des Kreise herunter. Ich weiß nicht wie, aber als er sich wieder aufrichtete, zog er damit erst zwei Arme und dann einen massiven Körper aus dem Nichts.
Es war der Körper eines Mannes mittleren Alters. Er hockte nun auf dem Boden vor dem Wesen. Seine Handgelenke lagen in Ketten und sein Blick war zu Boden gerichtet. Ich wusste nicht, wer er war, noch was er hier tat. Wollte das Wesen das gleiche mit mir anstellen?
„Nimm das Messer“, hörte ich die Stimme des Wesen sagen. „Lass uns spielen!“
Noch im gleichen Moment spürte ich das kalte Metall zwischen meinen zusammen geballten Fäusten. Als ich erschrocken zu meiner Hand hinunter blickte, ragte eine Klinge daraus hervor.
„Na los!“, rief das Wesen. „Schneid ihm die Kehle durch!“
Meine Augen weiteten sich. Das war nicht sein ernst, oder? Warum sollte ich das tun?
„Warum, fragst du dich?“, fragte das Wesen, als könnte es meine Gedanken lesen. „Er ist ein Mörder. Er hat seine Tochter umgebracht. Kurz nachdem er seine Frau tötete. Was meinst du, warum er hier ist?“ Das Wesen begann zu kichern und diesmal hallte seine unwirkliche Stimme an den Häuserfassaden wider.
Ich spürte, wie mein Körper vorwärts gedrückt wurde. Die Kraft war so stark, dass ich mich, obwohl ich mit aller Kraft dagegen drückte, kaum später vor dem Mann wiederfand. Das Messer lag immer noch in meiner rechten Hand. Ich sah zu dem hinunter Mann, wie er immer noch zusammen gekrümmt auf dem Boden kniete. War er wirklich ein Mörder?
„Na gut“, seufzte das Wesen und es klang, als würde man einen Wasserhahn entlüften. „Dann fangen wir eben klein an.“ Es packte den Arm des Gefangen, zog ihn hoch und präsentierte mir damit die Hand des Mörders. „Schneid ihm einen Finger ab.“
Ich war dem Mann einen kurzen Blick zu. Er zuckte zusammen, wehrte sich aber nicht gegen den Griff es Wesens.
„Ach komm schon“, quengelte es ungeduldig. „Das kennt er doch schon. Komm ich zeig es dir.“
Mit der freien Hand ergriff es meine rechte. Doch bevor er meine Hand bewegen konnte, fiel das Messer bereits scheppernd zu Boden. Für einen kurzen Moment, sah das Wesen erst mich und dann das Messer auf dem Boden an, dann löste es seine Hand von dem Gefangen.
Schneller, als ich es realisieren konnte, hatte es das Messer vom Boden aufgehoben und hielt es mir an die Kehle. Ich wich zurück, kam aber nicht weit, da es mich immer noch festhielt.
„Schneid ihm den Finger ab“, wiederholte das Wesen langsam. „Oder ich fange mit dir an.“
Mit Schrecken verfolgte ich wie das Messer über meine Brust und Schultern über meinen linken Arm glitt. Die Klinge nur eine Haaresbreite von meiner Haut entfernt.
„Diebesfinger“, zischte das Wesen. „Kleine dreckige Diebesfinger.“
„Nein“, entfuhr es mir schwach. Dann lauter. „Nein!“
Es folgte Schmerz. Die Klinge fuhr in meinen Ellbogen und ein brennender Schwall schoss durch meinen ganzen Körper.
„Tu es.“
Ich schüttelte so heftig den Kopf, wie ich konnte, während ich meine Zähne zusammen biss. Ich würde das nicht tun. Ich konnte es nicht.
„Tu es, wenn du deinen Arm behalten willst.“ Das Wesen legte das Messer schräg an.
„Nein“, schrie ich und schloss die Augen vor diesem grausigen Anblick. Wenn das es war, was ich bekam, wenn ich mich weigerte, dann sollte es so sein. Dieser Ort war nicht real, doch der Schmerz war es. Ich schrie erneut auf, so heftig durchfuhr es mich. Doch ich würde es nicht tun. Niemals.
Wenn das der Teufel war, so sollte er mich haben. Ich würde nicht nach seiner Pfeife tanzen. Nicht sein Spiel mitspielen. Ich gehörte immer noch mir selbst.
Ein letzter heißer Schmerz jagte meinen Arm entlang. Dann erloscht er mit einem Mal. Alles erlosch um mich herum.

Ich spürte ein Stechen in meiner Brust. Der Hustenreiz war so stark, dass ich ihm nachgab. Ich spürte Wasser in meinem Mund. Meine Glieder krampften und ich drehte mich zur Seite, um das Wasser auszuspucken. Ich musste mehrmals husten, bis meine Lungen vollständig frei von Wasser waren und es bliebt immer noch ein Kratzen über. In tiefen Zügen zog ich die Luft ein.
Dann spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und als ich auf sah, erblickte ich einige Männer in Rüstung. Die Wachen. Sie sahen auf mich herab.
Mir wurde schlagartig bewusst, dass das hier die Wirklichkeit war. Ich atmete noch einmal tief ein. Jetzt würde ich mich also den Konsequenzen stellen müssen.
Ich stand auf und wehrte mich nicht, als sie mir die Hände fesselten und mich mit sich nahmen.

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